Gedankenkram

Willkommen im Gruppenchat meines Gehirns

Drei Versionen einer jungen Frau mit Dutt diskutieren heftig miteinander. Die mittlere Figur im Hoodie wirkt lebhaft und gestikulierend, während die beiden äußeren in schwarzen Tops skeptisch und genervt schauen. Der Hintergrund ist goldbraun. Cartoon-Stil, quadratisch.

Ich bin nicht allein im Kopf. Und bevor du jetzt panisch zu googeln anfängst, ob du schon eine dissoziative Identitätsstörung hast – beruhig dich. Du hast keine Störung. Du hast ein völlig normales, überfordertes Gehirn im Jahr 2025. Das ist schlimmer.

Während andere Leute abends einfach schlafen gehen, beginnt in meinem Kopf der tägliche Krisengipfel. Teilnehmer:innen: die Vernünftige, die Dramaqueen, und die Philosophin mit existentialistischem Hang zur Selbstsabotage. Man könnte sagen: Ich bin kein Mensch – ich bin ein Gruppenchat auf zwei Beinen. Und keine dieser Stimmen hat einen Plan, aber alle reden durcheinander.

Die Vernünftige ist meistens zuerst da. Sie trägt Pyjama, Kräutertee und den passiv-aggressiven Wunsch, endlich mal durchzuschlafen. Leider ist sie auch die erste, die sich verabschiedet, wenn’s ernst wird. Denn sobald die Dramaqueen auftaucht und aus einem gesehenen WhatsApp-Status ein romantisches Weltuntergangsszenario strickt, wird die Vernunft leise. Sehr leise.

Und dann ist da noch meine innere Philosophin. Sie tippt gegen 2:47 Uhr Sachen wie: „Was, wenn Zeit nur eine Illusion ist?“ oder „Bin ich überhaupt echt oder nur jemandes Algorithmus-Bewusstsein?“ Niemand antwortet. Auch das ist irgendwie eine Metapher für mein Leben.

Psychologisch betrachtet, ist dieses innere Stimmen-Chaos übrigens ganz normal. Willkommen in der Welt der kognitiven Dissonanz: Dein Gehirn kann mehrere Perspektiven gleichzeitig denken – leider auch gleichzeitig fühlen. Deshalb diskutierst du um Mitternacht noch, ob du erst deinen Job kündigst, dein Leben neu ordnest oder einfach Chips holst. Spoiler: Es werden Chips.

Diese „inneren Stimmen“ sind nichts anderes als Rollen, die wir gelernt haben. Deine Vernünftige kennt To-do-Listen und Schlafzyklen, deine Dramaqueen wurde sozialisiert mit Disney-Filmen, toxischer Romantik und Instagram-Reels, und die Philosophin ist nur da, weil du irgendwann Sartre gegoogelt hast und es nie ganz verdaut hast. Glückwunsch – du bist ein kompletter Zirkus. Und du leitest ihn selbst.

Also nein, du bist nicht verrückt, wenn du innerlich diskutierst. Du bist menschlich. Vielleicht ein bisschen überhitzt, übermüdet und überanalysiert, aber menschlich. Und falls du jetzt denkst: „Na toll, und was mach ich mit diesem Wissen?“ – ganz einfach: Du gibst jeder Stimme einen Platz, aber du entscheidest, wer gerade das Mikro hält. Und ja, manchmal darf das auch die sein, die Chips will.

Falls du diesen Artikel bis hierhin gelesen hast: Respekt. Du hast nicht nur überlebt, sondern sogar reflektiert. Mein innerer Philosoph dankt dir für die emotionale Validierung in Unicode.

Bleib chaotisch, bleib klug, und vergiss nie: Auch innere Stimmen verdienen einen Bühnenvorhang.

-Zoya 💜

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